26.08.

 

 

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Abenteuer-Urlaub mit den "Jakob-Sisters"

Tja, wenn ich gewusst hätte, was mich heute alles erwartet, ich weiß nicht, ob ich losgefahren wäre... Aber ich fange lieber vorne an: der Tag begann mit dem ergebnislosen Homepage-Upload des gestrigen Tages. "Tele Greenland", der einzige Mobilfunkanbieter Grönlands, hat heftige technische Probleme und es geht handy-, fernseh- und internetmäßig gar nichts mehr. Das Ganze hält mittlerweile schon über 24 Stunden an und ich bin gespannt, wann das je- mand in den Griff bekommt. Aber zurück zum heutigen Abenteuer:

Das Wetter war genial gut, die Son- ne strahlte vom wolkenlosen Him- mel und das Wasser war türkisblau und voller Eisberge, d.h. bestes Ausflugswetter! Wir wollten zum Eqi-Gletscher um ihm beim Kalben zuzuschauen.

auf dem Weg zum Gletscher

Zu Beginn der Fahrt waren wir und ein dänisches Ehepaar die einzigen Passagiere. Im kleinen Küstenort Rodebay stiegen dann die "Jakob- Sisters aus Ostberlin" zu. Ihr kennt sie bestimmt, die wildgewordenen Schwestern aus Sachsen mit den Pudeln. Das hier waren ihre 5(!) Pendants. Es war der Hammer!

Jakob-Sisters

Nach einer halben Stunde Fahrt wusste ich, wo jede Einzelne seit der Mauer- öffnung gewesen war (Senegal, Argentinien, Japan, Bali, etcpp.), dass eine immer Dias macht (bisher 6000 Stk.) und nach welchen Kriterien diese dann katalogisiert werden. Es wurde über jeden Satz des Kapitäns in einem kleinen Vokabelheft mit Uhrzeit(!) Buch geführt. Sie ließen sich sogar vom Kapitän ein Autogramm ins Logbuch geben. Die "Reporter der Windrose" merkten über- haupt nicht wie sie dem Rest der Besatzung auf den Wecker gingen. Schrille Stimmen und penetrantes Verhalten, meine absolute Lieblingskombination...

Nachdem Kapitän Dieter (der Mitei- gentümer des Reisebüros) uns die tollsten Sehenswürdigkeiten (z.B. den Drehort von "Miss Smillas Ge- spür für Schnee"...

Drehort Miss Smilla

...und neue Eisformationen) trotz ständiger Zwischenfragen geduldig erklärt hatte, erreichten wir endlich den heißersehnten Gletscher. Auf 5,3km Breite und 100m Abbruch- kantenhöhe lag er direkt vor uns.

noch eine neue Form

 

Gletscher Panorama

der Eqi-Gletscher

 

Man konnte bis auf 600 Meter nah heranfahren. Eine absolute Selten- heit! Die Aussicht war atemberau- bend!!! Als Dieter dann den Motor abstellte, hörte man das Eis "arbei- ten". Es ächzte, krachte, explodier- te förmlich und jeder - ja tatsächlich jeder - wartete gespannt, an welcher Stelle ein Stück (immer mindestens so groß wie unser Boot) abbrechen würde.

Abbruchkante

Obwohl, der erste Satz nach Ausstellen des Motors von meiner Nachbarin lautete: "Nicht wahr, die Ruhe (sie dauerte vielleicht gerade mal 2 Sekunden an) kann auch sehr bedrückend sein." Die Schreiberin dieser Zeilen enthält sich an dieser Stelle aus Höflichkeitsgründen jeglichen Kommentars! :-)

So versuchten alle - auch der Kapi- tän - ein Foto eines besonders gros- sen, herabbröselnden Eisbrockens zu bekommen und parallel wurde im Bootsinnern eine kalte Fischplatte und 6000 Jahre altes Eiswasser ser- viert. Das Gletschereis wird nämlich sehr gerne zum Trinken und Kochen verwendet, da es absolut schadstofffrei ist. Es schmeckte vorzüglich.

 

Gletscher kalbt

eine kleine Kalbung

Anschließend ging es dann auf große Fahrt retour. Zuerst noch schnell einen Wasserfall am We- gesrand beguckt und dann unsere Freundinnen wieder in Rodebay ab- liefern. Aber wir hatten die Rech- nung ohne Petrus gemacht.

 

Wasserfall

Hier in Grönland wechselt das Wetter fast minütlich. Wir hatten bisher wirklich Bilderbuchwetter, aber mit einem Mal kräuselte sich das Wasser, Wind kam auf, der Himmel zog sich zu. Der Kapitän hatte seine liebe Not das Boot durch die meterhohen Wellen zu steuern. Zum Glück macht er solche Fahrten schon seit knapp 30 Jahren und hat sehr viel Erfahrung mit der Witterung. Ab und an drosselte er das eh schon langsame und vorsichtige Tempo und eine der Da- men meinte nur: "Aaah, jetzt fährt er wieder langsam, er zeigt uns bestimmt wieder etwas schönes." Draußen tobte zu diesem Zeitpunkt wirklich ein Sturm! Und dann wurde weiter von Gletschern in Argentinien und Diavorfüh- rungen geblubbert. Ein Kabarettist hätte locker Material für ein Jahrespro- gramm sammeln können!

Wir erreichten die kleine Siedlung Rodebay tatsächlich unversehrt, aber es war dem Kapitän sicherer das Boot festzuzurren, eine Pause einzulegen und in 2 Stunden noch einmal über eine Weiterfahrt nachzudenken. Wobei, zu spät durfte es auch nicht werden, weil das Umfahren der Eisberge im Dunkeln zu gefährlich ist.

So trabte die ganze Gruppe ins "H8", das einzige Restaurant in Rodebay, das übrigens von zwei Thüringern geführt wird *g*. Der Besitzer begrüßte uns mit den Worten: "Auweia, da wird sich meine Frau ja freuen. Wir haben doch nicht 24 Stunden geöffnet." Ist doch immer wieder schön, wenn man herzlich em- pfangen wird.

So wurde also munter diskutiert, ob und wann man es noch einmal versuchen wolle, wo man evtl. übernachten könne etc. Tja, und da - wie eingangs er- wähnt - weder Internet noch Handy funktionieren, konnte man auch nicht mal eben die Wettervorhersage oder einen Kollegen anrufen... Nach 1 1/2 Stunden entschied der Kapitän dann, dass man gefahrlos den Rest des Weges antre- ten könne und das dänische Ehepaar, zwei mittlerweile hinzugestoßene Schweden, Martin und ich glaubten ihm mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch. Aber er hatte Recht! Die Fahrt verlief zwar anfangs etwas wackelig, aber je näher wir nach Ilulissat kamen, umso ruhiger wurde die Wasserober- fläche. Ich habe seit heute jedenfalls noch größeren Respekt vor Wasser, das könnt ihr mir glauben.

Doch wir waren noch nicht am An- legeplatz angekommen. Der Wind hatte eine Riesenmenge Eis in den Hafen gedrückt, und dieser war komplett durch große und kleine Stücke blockiert.

völlig vereister Hafen

So ging es dann fast cm-weise, um- rahmt von einem wunderschönen und versöhnenden Sonnenuntergang ans Ziel und wir waren alle - auch der Kapitän, wie er dann schmun- zelnd zugab - froh, dass alles ein Happy End genommen hatte.

Sonnenuntergang

Gut, dass hiermit meine geplanten Bootsausflüge schonmal abgehakt sind. :-)

 

 

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