27.08.

 

 

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Und weiter geht die Fahrt bzw. Margits kleine Eiskunde

Da mein Gleichgewichtsorgan im Ohr sich scheinbar etwas langsamer von Bootschaukeleien erholt als bei anderen Leuten, fahre ich immer etwas länger Boot als andere. D.h. zur Zeit schaukelt für mich das Iglu und selbst beim Frühstück heute Morgen war ich auf hoher See. Keine Sorge, ich werde dabei nicht seekrank und es vergeht auch wieder.

Was ein Glück, dass wir gestern zum Gletscher gefahren sind. Das Wetter ist heute absolut ungemütlich. Es regnet ununterbrochen, die Sonne lässt sich gar nicht blicken und es ist kalt. So treibt uns heute nicht wirklich etwas vor die Iglu-Tür. Aber gestern sind zwei weitere der insgesamt fünf Iglus bezogen worden. Wir sind also nicht mehr allein hier draußen. Ach ja, und eeeendlich funktioniert das Handynetz, der Fernseher, das Radio und das Internet wieder. Scheinbar konnte man das Satellitenproblem doch schon nach über 40 Stun- den in den Griff bekommen. So bleibt also heute etwas Zeit die letzten Tage der Homepage hochzuladen und euch etwas über das Eis zu erzählen.

Wie ihr auf den Bildern vielleicht schon gesehen habt, haben die Eisberge ganz unterschiedliche Formen. Das liegt daran, ob sie so "geboren" wurden, also ob die Seite, die aktuell oben schwimmt, auch bei der Kalbung oben war, oder ob sie sich gedreht haben.

rauhe Oberfläche

Haben sie ihre Lage nicht verändert und schwimmen immer noch so wie bei ihrer "Geburt", besitzen sie eine zerklüftete Ober- fläche. Ursprünglich - also in der Mitte von Grönland - ist die Eisoberfläche spiegel- glatt. Aber durch das langsame Rutschen und Fließen gen Inselrand, faltet sich das Eis langsam aber sicher an Bergen und Tälern auf oder wird zusammengeschoben. Dadurch entstehen besagte Spalten und Risse. Das ursprünglich begehbare In- landseis wird so also absolut unbegehbar.

 

Unter der Wasseroberfläche sind die Eisberge ganz glatt und rund. Bricht dann ein großes Stück ab und der Schwerpunkt des Berges verlagert sich, kann es passieren, dass sich der Eis- klotz dreht und man sieht die glatte Oberfläche (ehemals "Unter"-Fläche).

runde Oberfläche

 

teilweise gehoben

Manche Eisberge besitzen horizontale Kanten. Ihnen sind zwar einmal große Stük- ke abgebrochen, aber nicht so groß, dass der Schwerpunkt des Berges sich verlagert hat. D.h. der Berg hat sich nicht im Wasser gedreht, sondern nur durch das etwas ge- ringere Gewicht gehoben. So sieht man bei dem nebenstehenden Exemplar sehr schön die oben unebene und die unten glatte Fläche, die nach dem Abbruch he- rausragt.

 

Spätestens nach dem Film "Titanic" weiß wohl jedes Kind, dass sich der größte Teil eines Eisberges unter Was- ser befindet und den Schiffsverkehr un- angenehm stören.kann. Aber es sind nicht wie irrtümlich immer behauptet wird 1/9 über und 8/9 unter Wasser. Das Verhältnis hängt sehr stark von der Dich- te des Eises ab und meistens sind es eher 1/5 zu 4/5.

Eis über und unter Wasser

 

schmutziges und sauberes Eis

Manche Eisberge sind blütenweiß, andere total schwarz, wie man hier zusammen auf einem Bild sehen kann. Das hängt davon ab, wie tief das Stück Eis einst vom Lan- desinnern nach außen gewandert ist. Liegt es mehr in Bodennähe, transportiert es auch mehr Geröll und Schlamm Die Glet- schersteine sind hier in Grönland übrigens sehr beliebte Glücksbringer.

 

Und dann gibt es noch blaue Linien in manchen Eisbergen. Da sich die Eisber- ge über die vielen Jahre ja immer mehr auftürmen, waren das einst Seen, die dann wieder gefroren sind und dann ist wieder Schnee darauf gefallen usw. Die unteren Schichten werden dabei natür- lich immer weiter komprimiert und so ist z.B. die Eis-und-Schneeschicht zu Chri- sti Zeit heute nur noch 3cm dick.

blaue Linien

 

seltene Form

Ach ja, und dann war ja da noch dieses seltene und schöne Exemplar von ge- stern. Dies ist ein Eisberg, der ganz tief über die Erde gerutscht ist, aber nicht über Land (sonst wäre er ja schwarz), sondern über einen darunterherfließenden Fluss. Deshalb diese wunderschönen und schneeweißen Wellen.

 

Außerdem gibt es noch das sogenannte "schwarze Eis", das man aber leider nicht sehen kann, d.h. natürlich auch nicht fotografieren. Es ist so stark komprimiert, dass es keine Luftbläschen mehr enthält und damit absolut durchsichtig ist. Wenn ihr Wasser kocht, abkühlen lasst und dann einfriert, erhaltet ihr das gleiche glas- klare Ergebnis. Alter Hausfrauentrick für schöne, durchsichtige Eiswürfel! :-)

Und zum Schluss kann man an den im Eis normalerweise eingeschlossenen Luftbläschen noch das Alter des Eises erkennen. Sind die Luftbläschen rund (wie z.B. in Sprudelwasser), dann lag es im Gletscher weiter oben, sprich es ist noch jung. Besitzt es aber mehr ovale Bläschen, dann lag es weiter unten und ist sehr stark zusammengepresst worden, sprich es ist schon alt.

Ihr seht, Gletscherkundler können in einem Eisberg lesen wie in einem Buch und sogar "Jahresringe" wie in einem Baumstamm erkennen, denn die Schneekristal- le im Sommer sind größer als die im Winter.

Eis ist eine spannende Sache, oder? Jetzt kann man vielleicht auch nachvollzie- hen, dass die Inuit den Überbegriff "Schnee" oder "Eis" nicht kennen, sondern da- für ca. 40 spezielle Ausdrücke haben.

 

 

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