01.09.

 

 

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Wale beobachten anders als geplant

Vorweg: wir haben einen Wal gesehen, aber nicht so wie wir uns das ur- sprünglich gedacht hatten...

Heute morgen war der Himmel bedeckt, aber an manchen Stellen riss er schon auf. Es schien also, dass wir heute mit dem Wetter mehr Glück als ge- stern hatten. In der Eingangshalle des Hotels warteten mit uns noch 4 weitere Leute auf den Shuttle-Bus von "Ilulissat Travel". Besagter Bus fuhr uns in den Hafen zu einem alten, großen, etwas heruntergekommen aussehenden Kutter mit einem passenden Käpt'n Iglu an Bord.

Die Fahrt ging gemächlich durch den Hafen gen Süden, als es plötzlich anfing zu... SCHNEIEN! Gut, dass ich meinen Winter-in-Chicago-erprobten Anorak (ein grönländisches Wort übrigens) anhatte. So saßen 16 vermummte Gestal- ten an Bord und tuckerten gen Ilimanaq. So hieß nämlich der kleine Ort (94 Einwohner), wo wir bei einer grönländischen Familie Mittag essen und Wale beobachten wollten.

Es ging vorbei an immer größer wer- denden Eisbergen, denn der Eisfjord liegt genau zwischen Ilulissat und Ili- manaq. Die Route, die Käpt'n Iglu ge- plant hatte, funktionierte sehr gut, bis an die Stelle, wo wir - von Eisbergen umgeben - kaum noch vor und zurück konnten. Die Eisberge waren zum Greifen nah neben unserem Kutter und es krachte bedenklich unter dem Boot.

Boot an Eis

Aber der Käpt'n, der eher wie Nikolaus persönlich aussah, manövrierte den Kahn sicher aus der festgefahrenen Situation. Also musste der Eisfjord groß- räumiger umfahren werden. Was schließlich auch gelang.

Auf der Fahrt hatte ich Gelegenheit eine der Reiseleiterinnen mal zu fragen, ob es dieses Jahr in Grönland ein kalter oder warmer Sommer sei. Sei meinte, dass es für grönländische Verhältnisse vor allem ein sehr feuchter Sommer sei und, dass es Ende August schneie, hätte es noch nie gegeben. Normaler- weise gäbe es den ersten Schnee Ende September, Anfang Oktober. Tja, wa- rum soll es den Grönländern besser ergehen als dem Rest Europas...

Auf meine Frage, wann es in Ilulissat denn ganz dunkel würde, antwortete sie: "Am 12.November!" Also bleibt es zwei ganze Monate stockfinster hier. "Aber im Sommer, wenn es gar nicht mehr dunkel wird, tanken die Leute soviel E- nergie, dass sie auch nur sehr wenig Schlaf brauchen. Da kommt es vor, dass die Kinder um 2 oder 3 Uhr nachts auf der Straße Fußball spielen." Lustiger Gedanke...

Da die Fahrt nach Ilimanaq etwas länger dauerte als geplant, hatten wir viel Gelegenheit mal wieder die verschiedensten Eisberge zu bewundern. Und Pe- trus spielte dann auch noch mit. Der Himmel riss auf und die Sonne strahlte mit uns um die Wette. Eine Tasse Kaffee oder Tee wärmte dann auch noch von innen.

Eispilze

"Eispilze"

Wir hielten zusätzlich nach den versprochenen Walen Ausschau. Tja, leider gäbe es zur Zeit zuviel Eis und da ließen sich die Wale sehr wahrscheinlich nicht blicken, denn das würden sie nicht mögen. Schade, aber eine Walgaran- tie gab es ja sowieso leider nicht.

Als wir uns dann Ilimanaq auf Sichtweite näherten, sahen wir dann doch ein Exemplar. Aber diesem ging es nicht mehr wirklich gut. Den Bewohnern von Ilimanaq (ein reines Jäger- und Fischer-Dorf) ist es vom Staat erlaubt zwei- bis dreimal im Jahr einen Wal zu erlegen. Und gestern war es scheinbar soweit. Die Jäger, die das riesige Tier (15 Meter) auf einer vorgelagerten Insel ausnah- men und in große Plastiktüten "abfüllten", winkten stolz zu uns herüber. Mmh, so hatten wir uns das irgendwie nicht vorgestellt, aber das gehört hier zum Le- ben dazu und die Menschen in diesem Ort schlachten die Tiere nicht wahllos *was ein interessantes Wortspiel*, sondern leben von ihren Fängen. Das sollte man vielleicht bedenken... (Bilder erspare ich euch trotzdem)

So gingen wir über einen mehr als wackligen Steg an Land und liefen im Gän- semarsch über Holzstiege zum Haus von Arne Roßbach, ein Inuit, der in Ili- manaq geboren ist. Er und seine Familie (Frau und 3 Kinder) leben solange sie denken dort. Leider hatten die Kinder (9, 6 und 1 Jahr alt) aber Grippe, so dass die Mutter mit ihnen in Ilulissat im Krankenhaus war. Im Ort selbst gibt es nämlich nur eine Krankenschwester. So tischte uns Papa Roßbach alleine das Mittagessen auf: Kartoffelpüree, frische Erbsen, Rotkohl, Sauce und... WAL! Nee, das musste jetzt nicht wirklich sein. So wurden Martin und ich mal eben zum Spontan-Vegetarier. Der Rest des Essens, vor allem der Nachtisch (Pfannkuchen mit Vanilleeis, Marmelade und Kaffee), waren auch ohne Wal sehr lecker!

Tja, wie lebt so eine Inuit-Familie? Ich muss sagen, wesentlich komfortabler und moderner als ich noch auf dem Weg durch den kleinen Ort dachte. Das Haus war sehr gut eingerichtet und technisch fehlte es an nichts (TV, Video, DVD-Player, eine Hifi-Anlage aus der Polka erklang *g*, Elektroheizung, u.a.). Mein erster Blick fiel allerdings auf eine Heimorgel mit Pedalen und allem drum und dran. Es stellte sich zwar heraus, dass das Instrument nicht mehr funktionierte, aber der Hausherr spielte auch noch Gitarre, besonders bei Fa- milienfeiern und um mit seinen Kindern zu singen.

Die Kinder gehen übrigens im Ort zur Schule. Es werden insgesamt 14 Kin- der von 6 bis 15 Jahre von 3 Lehrern in den unterschiedlichsten Fächern unter- richtet. Wer dann noch weiter lernen kann oder will, muss nach Ilulissat ins Internat. Studieren kann man bestimm- te Fächer nur in Nuuk, der Hauptstadt, oder in Dänemark.

Zwergenschule

Was ist mir in diesem typischen Inuit-Ort aufgefallen? Es liegt einfach überall etwas herum! Vor Arnes Haus lagen mindestens 3 Fahrräder, 1 Paar Ski, zig anderes Spielzeug, Eimer uvam. Wobei das Spielzeug nicht gerade ärmlich war. Am stärksten fand ich eine Art Barbie-Elektro-Motorrad, dass direkt ne- ben zwei Inuit-Schlitten geparkt war.

Kulturschock

Ansonsten wohnen die Inuit wirklich sehr gut (bis auf die Toilette, die aus ei- nem Klo mit leerer Plastiktüte darin besteht, aber ein Abwassersystem gibt es noch nicht) und waren alle sehr freundlich, wenn auch zurückhaltend.

Fische trocknen

Und überall hängt der gefangene Fisch zum Trocknen auf der "Leine".

Die Menschen machten alles in allem keinen unzufriedenen Eindruck. Und das konnte für mich am besten die spontane Freude dieses kleinen Jun- gen beim Spielen mit ein paar Grön- landhundewelpen wiedergeben:

glückliches Inuit-Kind

Auf dem Rückweg ging es dann noch einmal ein Stück Richtung Süden, aber lebendige Wale wollten sich heute einfach nicht blicken lassen. Schade!

So liefen wir dann - bei mal wieder supergutem Wetter und wolkenlosem Him- mel - in den Hafen von Ilulissat ein und der Shuttle-Bus, an dessen Rückspie- gel übrigens ein deutsches Wunderbäumchen Marke "Apfelduft" baumelte, brachte uns wohlbehalten zurück ins Hotel.

Noch ein Tag Iglu-Urlaub, dann geht es schon wieder nach Hause. Die Zeit ist geflogen und ich hoffe, dass ich den Zauber der Eisberge noch lange in mei- nem Kopf behalten kann. Es ist mit Worten leider nicht zu beschreiben, wie die komplette Bootsbesatzung heute wirklich andächtig auf die weißen Riesen rechts und links schaute und einfach nur die Landschaft bestaunte...

Eistraum

P.S.: und als i-Tüpfelchen hatte die Putzfrau heute für uns auch noch im Iglu gespült :-)

 

 

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