Leben in Kalaallit Nunaat, dem Land der Menschen

Heute morgen auf dem Weg zum Frühstück konnte man Zeuge werden, wie Grönlandhundemütter ihre Welpen erziehen. Die drei Kleinen kamen mal wie- der angerannt und wollten gekrault werden. Aber Mama pfiff sie zurück und die Ungehorsamen wurden leicht in den Hals gezwickt, ganz nach dem Motto: "Du bist doch hier schonmal runtergekugelt. Hörst du wohl auf mich, du unge- zogenes Blag!" Diese Erziehung gefiel den Kleinen sichtlich überhaupt nicht und sie begehrten wie pubertierende Jugendliche auf. Aber alles Jaulen half ihnen nichts. Mama war unerbittlich. Klar, sie beschützte sie ja auch nur vor erneuten Abstürzen. Hoffentlich kommt der Schnee bald, dass sie bessere Beschäftigungen haben...

aktueller Ausblick um 13 Uhr Ortszeit

Heute ist das Wetter wie man sieht wieder traumhaft. Die Sicht bei strahlend- stem Sonnenschein reicht kilometerweit und die Motorboote fahren unentwegt aus dem Hafen aus. Wir überlegen, ob wir nächste Woche einen Helikopter- flug über's Inlandseis machen sollen. Leider keine preiswerte Angelegenheit, aber wenn man schon mal hier ist... Das Inlandseis ist von Ilulissat aus sehr gut zu erreichen und ich liebe Hubschrauberfliegen! Mal sehen, ob sich das Wetter so hält. Es gibt sogar Flüge, wo man etwas Aufenthalt hat und auf dem Eis herumlaufen kann. Wie schon erkärt: auf dem Inlandseis kein Pro- blem!

Tja, was gibt es noch Interessantes von hier zu berichten... Wir waren im Supermarkt! Brot und alkoholische Getränke gab es zusammen in einem separaten Shop. Der Laden an sich war erstaunlich gut sortiert (ich habe mir natürlich eine Tüte Salzlakritz mit Pinguinen drauf gekauft), wenn auch logi- scherweise zu heftigen Preisen. Da es hier kaum Autos gibt (es gibt ja auch kaum Straßen, und Ortschaften sind ausschließlich auf dem Seeweg verbun- den), gibt es auch keinen Parkplatz. Im Supermarkt bekommt man sehr viele kanadische und europäische Produkte, denn das Frachtschiff kommt relativ regelmäßig. Seltsamerweise heißt das Eis von Lagnese hier "Eskimo". Vor allem kann man aber Fleisch in allen Variationen kaufen. Es gab gleich meh- rere, riesige Gefriertruhen. Wir haben uns allerdings Pappteller gekauft. Ja, ihr habt richtig gelesen: Pappteller! Ich wollte nicht auch noch zwei größere Teller erbetteln, man muss sich ja nicht um jeden Preis unbeliebt machen. Unsere Iglu-Exemplare haben nämlich eher Untertassen-Größe und Suppe gibt es auf die beiden Töpfe verteilt direkt "aus'm Pott". Man wird erfinderisch! Martin meinte gestern schon, ob wir nicht ein Schild "Maggy's Kochstudio" am Iglu befestigen sollen. Vielleicht keine schlechte Idee... :-)

Gestern abend haben wir uns übrigens auch noch den Freitags-"filmi" im ein- zigen Grönland-Fernsehkanal angeguckt: "Enthüllungen". Natürlich in englisch mit dänischen Untertiteln. Grönländische Untertitel wären auch uuuuunendlich lang geworden, denn die Grönländer basteln ganze Sätze zu einem Wort zu- sammen. Hier ein Beispiel:

"Da gebot er ihm zu der Stelle zu gehen, wo das ziemlich große Haus gebaut werden sollte" heißt: igdlorssuatsiarliorfigssaliarqugamiuk

Solche Wortkonstruktionen sieht man hier an jeder Ecke und das mit nur 18 verschiedenen Buchstaben und in westgrönländisch, der offiziellen Sprache. Ostgrönländer und Bewohner der Thule-Region im Norden können sich mit Westgrönländern nicht ohne weiteres festständigen. Naja, das kennt man ja von Franken und Rheinländern. *g*

Lustig finde ich auch die grönländische Zählweise: es gibt nur die Zahlen 1 bis 12, alles darüber nennt man "viele". Das macht die Mathematik doch gleich viel übersichtlicher. Vielleicht sollte man in Deutschland nicht über eine neue Rechtschreibung, sondern eher über eine neue Mathematik nachdenken...

So, und zum Schluss noch die Nationalflagge von Kalaallit Nunaat, so heißt Grönland nämlich auf grönländisch, und eine Bastelanleitung dazu. Das Weiße steht übrigens für das Eis und das Rote für die Mitternachtssonne. Viel Spaß!